Marmorwanne in einer Fürstenzelle im Badehaus Bad Nauheim
Badehäuser

Die Fürstenbäder von Bad Nauheim

Was hat es eigentlich auf sich mit diesen Fürstenbädern von Bad Nauheim?
Der Sprudelhof, in dem sich die Badehäuser Bad Nauheims befinden, stammt aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.
Es war die Wilhelminische Epoche – die Kaiserzeit. Eine Zeit in der der Adel noch hoch privilegiert war und sich eher ungern mit dem „gemeinen Volk“ abgab. Auch bei der alljährlichen galt diese Regel. Man schied die Stände voneinander und für die besonders Hochwohlgeborenen entstanden insgesamt vier Fürstenbäder. Reich und luxuriös ausgestattet mit eigenem Bereich für die mitgebrachten Kammerdiener.

Kaiserin Elisabeth von Österreich - SisiBad Nauheimer
Kaiserin Elisabeth von Österreich – genannt Sisi (“Sissi”)
Foto: gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Das Motto galt: fühlt sich der Adel im Kurbad wohl, dann wird das Heilbad bald zum Weltbad und zum Modebad.
So ließ sich Großherzog Ernst Ludwig die Ausstattung der vier Fürstenbäder von Bad Nauheim einiges kosten. Immerhin musste ja auch die hohe Verwandtschaft beeindruckt werden, die mehr oder minder häufig zu Gast war. Dazu gehörten z.B. die russische Zarenfamilie, das deutsche Kaiserhaus und auch das österreichische. Nicht zuletzt die wohl berühmteste österreichische Kaiserin – Sisi – hatte Bad Nauheim noch kurz vor ihrem Tod mit einem Besuch beehrt.
Die neuen Fürstenbäder von Bad Nauheim zu nutzen blieb ihr allerdings verwehrt. Lange vor deren Fertigstellung wurde sie in Genf ermordet. Doch hatte es schon in den alten Badehäusern des 19. Jahrhunderts besonders reich ausgestattete Badezellen für den Adel und die besonders Reichen gegeben.


Seepferdchen Dekoration Fürstenbad Bad Nauheim
Das Seepferdchen empfängt den Gast im Fürstenbad im Badehaus 2
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Die Fürstenzellen im neuen Sprudelhof

Im neuen Sprudelhof mit seinen modernen, im Jugendstil gehaltenen, Badehäusern plante Architekt Wilhelm Jost insgesamt vier sogenannte „Fürstenzellen“ ein. Diese befanden sich in den Badehäusern 2, 3, 4 und 7.
Sie umfassten jeweils einen Eingangsbereich, sprich ein Vorzimmer, einen Umkleide- und Ruheraum und den eigentlichen Baderaum mit eingelassener Wanne. Hieran schloss sich ein kleiner Nebenraum für Kammerdiener oder Zofen an.

Die Zugänge zu den Fürstenzellen befanden sich nicht im eigentlichen Sprudelhof, sondern seitlich bzw. rückwärtig. Auch mussten die hochwohlgeborenen Häupter nicht durch die Wartesäle der Badehäuser zu ihren Fürstenzellen gelangen. Nein, sie konnten ganz bequem mit der Kutsche zu einem unauffälligen Seiteneingang gebracht werden und direkt ins Fürstenbad gelangen, das abseits der übrigen Badezellen lag.


Vorraum Fürstenzelle Badehaus 2 Bad Nauheim
Schlicht empfängt der Vorraum des Fürstenbades in Badehaus 2 den Besucher
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Das Fürstenbad in Badehaus 2

Heute ist nur noch eines dieser prunkvollen und luxuriösen Fürstenbäder von Bad Nauheim annähernd vollständig erhalten. Es befindet sich in Badehaus 2 und gewährt einen Blick in die längst vergangene Zeit der Kaiser, Könige und Fürsten.

Eher schlicht und sehr zurückgenommen mutet das Vorzimmer an, das den Besucher im Fürstenbad empfängt. In Braun- Beige- und Weißtönen ist es gehalten. Auch die Dekoration, die Bemalung sowie das Mobiliar sind schlicht gehalten. Das gleiche gilt für die Fenster in den Entrées des Fürstenbades.

Es sind die einfachen und geometrischen Formen des Darmstädter Jugendstils, die man hier findet. Einzig ein dunkles Seepferdchen an der Wand sticht wirklich hervor.

Die Sitzmöbel sind weiß und mit wenigen farbigen Akzenten versehen. Auch der Spiegel im Umkleideraum ist schlicht und in Weiß gehalten.

Hat man durch diese beiden Räume das Fürstenbad betreten und geht nun weiter in den eigentlichen Baderaum, dann wird man nahezu erschlagen. Erschlagen vom Prunk und von der Pracht, die sich in diesem Raum entfaltet: Abwechselnd dunkler und heller Marmor beherrschen den Raum. Über der in den Boden eingelassenen, ebenfalls aus Marmor gefertigten Wanne, prangt ein großes und prachtvolles Mosaik mit der vorherrschenden Farbe Gold. Auch die tonnengewölbte Decke ist mit Gold durchzogen. Wer sich hier nicht fühlt wie ein König …

Mit Hilfe der Maus können Sie sich durch das Fürstenbad von Badehaus 2 bewegen. Viel Spaß dabei!


Fürstenzelle Badehaus 7 Bad Nauheim
Fürstenzelle in Badehaus 7
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Mit Hilfe der Maus können Sie sich durch das Fürstenbad von Badehaus 7 bewegen. Viel Spaß dabei!

Pracht und Zerstörung in den Fürstenbädern Bad Nauheims

Die Motive, die Wilhelm Jost für das Fürstenbad im Badehaus 2 wählte, wiesen zurück auf die Antike. Wie eine Thermenanlage aus der späten römischen Kaiserzeit mutet der Raum an, was sich vor allem aus der Zusammenarbeit mit dem Maler Wilhelm Koeppen erklärt. Dieser hatte auch das 1907 in Wiesbaden eröffnete Kurhaus mit ausgestaltet, das bewusst mit Rückgriffen auf die antike römische Tradition Wiesbadens versehen worden war.

Nicht mehr vollständig erhalten ist das Fürstenbad in Badehaus 7. Aber es besteht Hoffnung, denn dieses Fürstenbad wird aktuell restauriert und hoffentlich bald – vor allem mit Hilfe von Spendengeldern – dem Publikum wieder in alter Pracht gezeigt werden können.

Die Fürstenzellen der Badehäuser 3 und 4 sind wohl für alle Zeit verloren. In der des Badehauses 3 befinden sich heute die Büros der Sprudelhof-Stiftung.

In den Badehäusern 5 und 6 waren von vornherein keine luxuriösen und prachtvollen Fürstenbäder eingerichtet worden.


Beitragsbild:
Marmorwanne im Fürstenbad von Badehaus 2
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0


Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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