Eingang Badehaus 7 Sprudelhof Bad Nauheim
Badehaus 7

Badehaus 7

Es ist ein Unikat unter den Bad Nauheimer Badehäusern, das Badehaus 7, denn bevor es hierher kam waren Teile schon einmal in leicht abgeänderter Weise zu sehen und zwar auf der Hessischen Landesschau im Jahr 1908. Auf dieser Landesausstellung wollte der der Kunst und vor allem dem Jugendstil sehr zugetane Großherzog Ernst Ludwig die Leistungen seines „Hessen-Landes“ in Sachen Kunst und Wirtschaft für das breite Publikum und nicht zuletzt für ganz Deutschland sichtbar machen.

Plakat zur Hessischen Landesausstellung in Darmstadt 1908 - 
aus: HESSISCHE LANDESAUSSTELLUNG DARMSTADT 1908 - A. KOCH 1909 - JOSEPH-MARIA OLBRICH, Digitalisat der UB Heidelberg -  CC-by SA 4.0
Plakat zur Hessischen Landesausstellung in Darmstadt 1908 –
aus: HESSISCHE LANDESAUSSTELLUNG DARMSTADT 1908 – A. KOCH 1909 – JOSEPH-MARIA OLBRICH, Digitalisat der UB HeidelbergCC-by SA 4.0

Stattgefunden hat die Landesausstellung auf der Mathildenhöhe, in eben jener Künstlerkolonie, die der Großherzog gegründet hatte und die letztlich weltberühmt wurde und vielleicht bald auch zum UNESCO-Welterbe. Eben jene Künstlerkolonie war es, die die künstlerische Ausgestaltung der Bad Nauheimer Jugendstilanlagen maßgeblich beeinflusste.

Erstmals wurden auf dieser Landesausstellung auch die Produkte der Großherzoglichen Keramischen Manufaktur präsentiert. Leiter dieser Manufaktur waren Julius Scharvogel und Heinrich Jobst. Mit ihnen arbeitete der Architekt Bad Nauheims – Wilhelm Jost – eng zusammen, um den Wartesaal und den Schmuckhof von eben jenem Badehaus 7 zu kreieren.


Der Wartesaal – Von der Landesausstellung zum Realbetrieb

Betritt man den Wartesaal, der sich hinter der großen Tür mit der schön geschwungenen Zahl „7“ verbirgt, so betritt man einen im ersten Augenblick eher dunkel wirkenden Raum, der von glasierten Kacheln beherrscht wird.

Dieser Wartesaal war auf der Darmstädter Landesausstellung im Jahr 1908 der Eingangssaal zum Ausstellungsbereich. Die Aufteilung des Raumes erlaubte eine reiche Ausstattung mit Gruppen von Sitzmöbeln und Leuchtern aller Art.

Die keramischen Elemente, die als Wandverkleidung dienen beruhen auf den ursprünglich unglasierten Keramiken Scharvogels. Die Art der Herstellung allerdings erlaubte lediglich Braun-, Grün-, Grau- und Weißtöne, so dass eine eher dunkle und erdige Atmosphäre den Raum beherrscht.

Zwischen homogen und gefleckt variieren die großen farbigen Flächen der Wände. Die hier verwendeten Keramikteile waren nicht originär für Bad Nauheim entworfen worden, sondern bestanden aus Gebrauchskeramik, die auch für den allgemeinen Verkauf bestimmt war. Entworfen hatte diese Keramikteile Karl Huber.

Decke und obere Fenster Wartesaal Badehaus 7 - Bad Nauheim Sprudelhof
Links und rechts sind die besonders hervorgehobenen Fensteröffnungen im Wartesaal von Badehaus 7 in Bad Nauheim zu erkennen –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

An das Erdgeschoss des von Joseph Maria Olbrich erbauten Hochzeitsturms auf der Darmstädte Mathildenhöhe erinnern die sehr schlicht und einfach gehaltenen oberen Bereiche der Wände im Wartesaal von Badehaus 7. Diese Schlichtheit hebt die eigenwilligen Einrahmungen der Fenster noch hervor. Auf der Landesausstellung waren an Stelle der Fenster Wandbilder von Ludwig von Hoffmann angebracht gewesen. Diese Wandbilder zeigten Ideallandschaften, die von jugendlichen Figuren bevölkert waren. Allerdings war es nie vorgesehen diese Bilder nach Bad Nauheim zu überführen.

Besondere dekorative Elemente im Wartesaal von Badehaus 7 sind auch die Heizkörperverkleidungen, denn auch sie waren Einzelanfertigungen aus hessischer Produktion.

Sie können sich mit Hilfe der Maus durch den Wartesaal und den Schmuckhof bewegen. Viel Spaß bei der Entdeckungstour!


Der Schmuckhof von Badehaus 7

Anders als der von Wilhelm Jost entworfene Wartesaal wurde der Schmuckhof von Badehaus 7 von Heinrich Jobst maßgeblich entworfen. Aber auch hier hatte Jakob Julius Scharvogel nicht nur die technische, sondern auch die Gesamtaufsicht über die Ausgestaltung.

Da auch der Schmuckhof zunächst auf der Hessischen Landesausstellung 1908 zu sehen gewesen ist, wirkt auch er deutlich anders als die Schmuckhöfe der übrigen Badehäuser. Im Vergleich zu ihnen ist er kleiner, intimer und wirkt deutlich abgeschlossener.

Der Schmuckhof von Badehaus 7 auf der Hessischen Landesausstellung in Darmstadt
aus: HESSISCHE LANDESAUSSTELLUNG DARMSTADT 1908 - A. KOCH 1909 - JOSEPH-MARIA OLBRICH, Digitalisat der UB Heidelberg - CC-by SA 4.0
Der Schmuckhof von Badehaus 7 auf der Hessischen Landesausstellung in Darmstadt
aus: HESSISCHE LANDESAUSSTELLUNG DARMSTADT 1908 – A. KOCH 1909 – JOSEPH-MARIA OLBRICH, Digitalisat der UB Heidelberg CC-by SA 4.0

Inspiriert worden ist dieser Schmuckhof durch eine Italienreise der Künstler und erinnert an den Kreuzgang einer Kartause. Anders als im Innenbereich des Warteraums sind die Terrakotten hier unglasiert. Mit ihrer typischen Farbe verbreiten sie eine warme und mediterrane Atmosphäre.

Zahlreiche Wassertiere zieren die Wände. Frösche sitzen auf den Bänken und versetzen den Besucher in eine nahezu märchenhafte Welt. Obwohl die Dekoration in diesem Schmuckhof seriell gefertigt wurde ist er keinesfalls langweilig, sondern trotzdem ausgesprochen detail- und abwechslungsreich.

Frösche auf den Bänken des Schmuckhofs von Badehaus 7 in Bad Nauheim
Frösche zieren die Bänke im Schmuckhof von Badehaus 7 im Sprudelhof von Bad Nauheim –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Den Mittelpunkt des Schmuckhofes von Badehaus 7 bildet ein Zierbrunnen. Die Nixen und Putti, die ihn säumen erinnern an Renaissanceplastiken und sprechen eine eher konventionelle Formensprache.

Insgesamt vermittelt der Schmuckhof den Eindruck einer anderen, fernen und auch ein wenig entrückten Welt und lädt zum Lustwandeln im Umgang und zum Entspannen und Träumen ein.

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Beitragsbild:
Eingang zu Badehaus 7 im Sprudelhof von Bad Nauheim. – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0


Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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