Eingang Badehaus 2 Bad Nauheim
Badehaus 2

Badehaus 2

Badehaus 2 ist ein Badehaus der Gegensätze. Auf der einen Seite wirkt es opulent, hochherrschaftlich, farbenfroh auch irgendwie für seine Zeit aus eben dieser Zeit gefallen und auf der anderen Seite dann wieder filigran, kristallin und irgendwie schon monochrom.

Gerade diese Gegensätze machen Badehaus 2 wohl so besonders und auf eine ganz besondere Weise einzigartig. Mit der letztlich ruhigen und harmonischen Stimmung zieht auch dieses Badehaus den Besucher in seinen Bann. So kann man sich nicht entziehen und lässt ganz selbstverständlich den Blick schweifen über die Geschichten, die hier in den Dekorationen erzählt werden.

Das Eingangsportal begrüßt den Besucher mit Füllhörnern und damit verspricht es nicht zu viel, denn gefüllt sind das Badehaus und auch der Schmuckhof mit vielen Bildern und Geschichten, die es zu entdecken gilt.


Fensterbild mit Vögeln Badehaus 2 Bad Nauheim
“Küssende Vögel” gehören zu den immer wiederkehrenden Motiven in den Fenstern des Wartesaals von Badehaus 2
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Der Wartesaal

Tritt man durch die Tür, so gelangt man in einen imposanten Wartesaal, der schon eigentlich besser als Halle bezeichnet würde. Der Raum ist sehr geradlinig und rechtwinklig strukturiert. Viele Betrachter haben ihn mit der Architektur Alfred Messels verglichen, die er für das Wertheim-Kaufhaus schuf. Schmale und hohe Pfeiler tragen die Decke des Raums, der von einer kassettierten Decke bekrönt wird.

Ursprünglich befanden sich in diesem Wartesaal im oberen Bereich große – quasi „sagenhafte“ -Bilder, geschaffen von Friedrich Wilhelm Kleukens. „Sagenhaft“ waren diese Bilder deswegen, weil sie Elfen zeigten, die Flöte spielten oder aber Körbe mit Blumen und Obst trugen. Heute befinden sich diese Bilder nicht mehr im Badehaus 2, denn sie haben Unterschlupf im alten Kurhaus gefunden und zieren inzwischen das Foyer des Jugendstiltheaters.

Die Innenraumgestaltung des Wartesaals von Badehaus 2 hatte Wilhelm Jost gemeinsam mit F. W. Kleukens übernommen. Bekannt ist, dass neben den eben erwähnten Elfenbildern auch die Deckengestaltung und die Fensterbilder auf ihn zurückgehen. Dabei sind all diese Elemente für Kleukens eher ungewöhnlich.

Vor allem die Fensterbilder, die der Künstler für den Wartesaal von Badehaus 2 entwarf stechen heraus: es sind einander gegenüberstehende Vögel, die von Ranken- und Blattwerk umgeben sind. Die Farben wirken nahezu monochrom und bewegen sich im Bereich von schlichten Erdtönen. Schaut man nur oberflächlich hin, so scheinen sie sich beinah endlos zu wiederholen, doch bei näherem Hinsehen erkennt man dann doch einen gewissen Variantenreichtum.

Fensterbild mit Vögeln Badehaus 2 Bad Nauheim
Weniger monochrom und dennoch zurückgenommen ist dieses Fensterbild im Wartesaal von Badehaus 2
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Interessant sind vor allem auch die kristallinen Fenster in den Gängen, die sich an den Wartesaal anschließen. Sie kündigen den neuen Art Déco-Stil an, der sich ansonsten eher selten im Sprudelhof-Komplex wiederfindet.

Durch die großen, beinahe riesig wirkenden Fenster blickt man in den beeindruckenden Schmuckhof des Badehauses 2.


Schmuckhof mit Brunnen Badehaus 2 Bad Nauheim
Eine Beeindruckende Fensterfront bietet sich im Schmuckhof von Badehaus 2 –
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Badehaus 2 und ein Schmuckhof in Blau

Der Schmuckhof von Badehaus 2 ist, im Gegensatz etwa zu den Schmuckhöfen von Badehaus 3 und Badehaus 7 eine weite offene Fläche. Die Fassend der umliegenden Seitenflügel und der Kopfbauten sind gleichförmig gestaltet und durch Pfeiler untergliedert, was die Fläche noch größer erscheinen lässt. Der untere Bereich ist mit kräftig blauen und glänzenden Ziegeln versehen, die mit Terrakotten verziert sind. So entsteht ein kräftiger Farbkontrast, der die Motive der Terrakotten noch stärker hervorhebt.

Die Obergeschosse der Kopfbauten sind sehr schlicht in Weiß gehalten und nahezu unverziert. So treten sie optisch zurück und geben dem so farbintensiven Schmuckhof dennoch eine gewisse Ruhe.

Knapp vor der rückwärtigen Fassade befindet sich ein terrakottafarbener Zierbrunnen. Hier erhebt sich über einem niedrigen Becken ein hoher Aufbau mit einer auf einem Delphin reitenden Frau. Der Brunnen, ebenso wie alle anderen keramischen Reliefs wurden von Heinrich Jobst speziell für Bad Nauheim geschaffen.

Relief im Schmuckhof von Badehaus 2
Die Menschen brauchen das heilende Wasser – Relief im Schmuckhof von Badehaus 2
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Hinter dem Zierbrunnen findet sich eine dreiflügelige Tür über der ein großes Terrakottarelief angebracht ist. Zu sehen sind darauf zahlreiche Aktfiguren. Den Mittelpunkt des Reliefs bildet eine Frauengestalt, die Wasser an die herantretenden Personen verteilt.

Den Abschluss der einzelnen Pfeiler bilden kleine Terrakottareliefs, die Naturmotive wie Vögel, Kleintiere oder auch Ranken zeigen. Oberhalb der zwischen den Pfeilern befindlichen Fenster finden sich Reliefs mit kleineren Figurengruppen. Sie zeigen Faune, Nymphen, Putti und Zentauren. Auch hier im Schmuckhof von Badehaus 2 also wird der Betrachter in eine mythische und mystische Welt entführt, die beherrscht wird von der Natur, von Wasser und – ganz selbstverständlich – von Fantasiegestalten.

Sie können sich mit Hilfe der Maus durch den Wartesaal und den Schmuckhof bewegen. Viel Spaß bei der Entdeckungstour!

Die größte Besonderheit, die Badehaus 2 heute für den Besucher bereithält ist das einzig nahezu vollständig erhaltene Fürstenbad.


Beitragsbild:
Eingang zum Badehaus 2 im Bad Nauheimer Sprudelhof – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0


Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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