Eingang Badehaus 3 Bad Nauheim innen
Badehaus 3

Badehaus 3

Nähert man sich Badehaus 3 durch den Sprudelhof und den Wandelgang, der alle Badehäuser miteinander verbindet, steht man vor einem eindrucksvollen und dennoch schlicht gehaltenen Portal. Es wird nicht mehr – wie so viele andere Bereiche des Sprudelhofs – durch barocke und geschwungene Ornamente und Linien beherrscht, sondern durch klare und geometrische Formen. Gezackte Linien teilen die einzelnen Ornamentbereiche voneinander ab.


Eingang zum Warteraum von Badehaus 3 im Sprudelhof von Bad Nauheim
Eingang zum Warteraum von Badehaus 3 im Sprudelhof von Bad Nauheim Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Eingang und Warteraum

Tritt man durch das Portal hindurch, dann ist die Überraschung groß, denn es ein großer heller runder Saal empfängt den Besucher. An dessen Ende steht ein kleiner quadratischer Pavillon aus hellem Holz, der als Empfang und Anmeldeschalter diente. Von ihm ausgehend erstreckt sich ein strahlenförmiges Mosaik auf dem Boden, das den Raum gliedert und größer wirken lässt.

Die Kuppel ist in Weiß gehalten mit dezenten goldenen Ornamenten. In ihrem Zentrum befindet sich ein großer Leuchter. Die Wände des Warteraums von Badehaus 3 sind durch schlichte runde Pfeiler in einzelne Bereiche untergliedert. Geometrische Mosaike unterstützen diese Gliederung. Alles erscheint sehr hell und beinahe klinisch wären da nicht die in kräftigem Blau gehaltenen Nischen und die ebenfalls kräftig blaue Umfassung des Eingangsbereichs, der schnell an das Ischtar Tor erinnert.

Figürliche Elemente finden sich in diesem Warteraum beinahe gar nicht. Die einzige Ausnahme bilden die beiden Knabengestalten über der Eingangstüre, die sich an die große Uhr anlehnen. Unterhalb der Uhr findet sich ein stilisiertes Gesicht aus dem, wie aus einem Wasserspeier, in vier Strahlen Wasser herausfließt.

Besonders interessant und zukunftsweisend sind die Heizungsgitter in diesem Raum, die den Art Déco-Stil der frühen 1920er Jahre vorwegzunehmen scheinen.

Klar und kristallen, nur durch wenige rötliche Punkte durchbrochen erscheinen die Fenster dieses Warteraums in Badehaus 3. Anders als in anderen Badehäusern finden sich auch in den Fenstern keinerlei figürliche Darstellungen und farbige Ornamente. So hat man einen klaren und unverstellten Blick in den Schmuckhof mit seinen Rosenumrankten Holzelementen.


Wilhelm Jost und das Badehaus 3

Wilhelm Jost selbst hat die Möbel für diesen Warteraum entworfen und auch hier auf schlichte Formen gesetzt, offenbar beeinflusst durch den Stil der Möbel, die in der Darmstädte Künstlerkolonie entworfen wurden.

Fertiggestellt und der Öffentlichkeit geöffnet wurde Badehaus 3 im Sommer des Jahres 1908. Wilhelm Jost selbst hat 1911 im Zentralblatt der Bauverwaltung einen kurzen Bericht zur Ausgestaltung dieses Badehauses verfasst und darin heißt es:

„Anders bieten sich die Räume im Badehaus 3 dar. Wände und Fußboden des kreisrunden Wartesaals sind in Mosaik ausgeführt (Firma Kgl. Bayer. Hofmosaik-Kunstanstalt in München); auf Wandpfeilern in Muschelkalk mit figürlichen Kapitellen von Bildhauer Belz in Frankfurt a. M. ruht ein Gesims aus demselben Material mit einer flachen Kuppel in Stuck, geschmückt mit einer großen Deckenbeleuchtung. Über dem Eingang ist eine Uhr mit reichem figürlichen Zifferblatt, nach einem Karton von Maler Hegenbarth, ebenfalls in Mosaik eingelassen. Etwas mehr nach dem Hofe zu, also vom Eingang weggerückt, außerhalb des Mittelpunktes des Raumes, steht baldachinartig überdeckt die Kontrolle. Das Mobiliar aus Kirschbaumholz mit Raffiabastsitzen trägt wesentlich zur Wirkung bei.“

Sie können sich mit Hilfe der Maus im Raum und im Schmuckhof bewegen. Viel Spaß dabei!


Der Schmuckhof von Badehaus 3

Ruhe, Harmonie und Romantik, dies alles strahlt der Schmuckhof von Badehaus 3 aus. Die rosenumrankten Pergolen, der kleine Brunnen, das alles lädt den Gast zum Verweilen ein, zum Ausspannen und zur Erholung.

Anders als im farbintensiven Warteraum, sind die Farben hier im Schmuckhof sehr zurückgenommen. Es dominieren Weiß und Grün, im Sommer kommen dann noch die zarten Farben der Rosenblüten hinzu.

Es waren die Pergolen der Certosa di Pavia, die Wilhelm Jost zu diesem Schmuckhof inspirierten und er war offenbar auch am Entwurf der Brunnenfigur durchaus beteiligt, auch wenn er selbst den Bildhauer Johann Belz (1873-1957) als Urheber nennt. Schaut man genau hin, so entdeckt man, was Jost zu eben dieser Brunnenfigur angeregt hat – es war wohl eine Figur aus dem Giardino di Boboli in Florenz.

Brunnenfigur Giardino di Boboli, Florenz
Bild aus: “Il Reale Giardino Di Boboli”, Florenz 1789, Tafel VIII
gemeinfrei
Brunnenfigur Schmuckhof Badehaus 3 Bad Nauheim
Die Brunnenfigur von Johann Belz im Schmuckhof von Badehaus 3 in Bad Nauheim
Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0

Jugendstilforum – Bad Nauheim

Ab 2021 ist Badehaus 3 auch die Heimat des Jugendstilforums Bad Nauheim.
Das Jugendstilforum Bad Nauheim ist die Heimat einer über 2.500 Objekte umfassenden Jugendstilsammlung. Neben dieser zeigt das Museum auch die Geschichte der Badekultur und die Geschichte Bad Nauheims als Kurbad.
Wer sich also für dieses einzigartige Jugendstilensemble in Bad Nauheim interessiert oder für Jugendstil oder Badekultur, der ist hier genau richtig und sollte auf jeden Fall einen Besuch einplanen.

Regelmäßige Sonderausstellungen zu verschiedenen Themenbereichen des Jugendstils, wie etwa Keramik oder Mode, ebenso wie Ausstellungen zur Badekultur von der Antike bis hinein in die Zeit des Jugendstils, ergänzen die Angebote des Jugendstilforums.

Außerdem haben Besucher*innen so die Möglichkeit sich das Badehaus 3, das heute das am besten erhaltene der insgesamt sechs Badehäuser ist, einmal genauer anzuschauen und in die Welt des frühen 20. Jahrhunderts einzutauchen.

Beitragsbild:
Innenansicht des Eingangs von Badehaus 3 in Bad Nauheim – Foto: A. Kircher-Kannemann, CC-by SA 4.0


Dr. Anja Kircher-Kannemann
Dr. Anja Kircher-Kannemann

Promovierte Historikerin, Autorin, Kulturvermittlerin und Bloggerin.
Themen: digitale Kulturvermittlung – #digKV – Social Media – Storytelling – Geschichte(n) erzählen

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